Neujahrskonzerte 2026

Swiss Connections

1.–3. Januar 2026

Swiss Orchestra
Lena-Lisa Wüstendörfer, Leitung
Reto Bieri, Klarinette

1.1.2026
Donnerstag, 17:00 Uhr
Langenthal
Stadttheater
2.1.2026
Freitag, 17:00 Uhr
3.1.2026
Samstag, 17:00 Uhr
Andermatt
Konzerthalle

Konzertprogramm

Joseph Lauber (1864 Ruswil – 1952 Genf)
«Les Automnales» für Streichorchester

Jules Massenet (1842–1912)
«Méditation» aus «Thaïs» (Violine solo: Sherniyaz Mussakhan)

Pierre Maurice (1868 Allaman – 1936 Genf)
Fugue instrumentale pour cordes, op. 20

Aaron Copland (1900–1990)
Concerto for Clarinet and Orchestra

George Gershwin (1898–1937)
Promenade – Walking the Dog (arr. Reto Bieri)

Kurt Weill (1900–1950)
Youkali (arr. Reto Bieri)

Pause

Ernest Bloch (1880 Genf – 1959)
Concerto grosso Nr. 2 für Streicher

Camille Saint-Saëns (1835–1921)
Danse macabre (arr. und Harfe solo: Alexander Boldachev)

Johann Strauss (Sohn, 1825–1899)
Annen-Polka op. 117

Johann Strauss (Vater, 1804–1849)
Radetzky-Marsch op. 228

 

Unter dem Motto «Swiss Connections» nimmt Sie das Swiss Orchestra mit ins neue Jahr 2026 – und gleichzeitig auf eine musikalische Reise von der Schweiz über Paris nach Amerika, bei der sich die vermeintlichen Gegensätze einer als ‹tiefgründig› geltenden europäischen Musik und der amerikanischen Leichtigkeit der ‹Neuen Welt› auflösen.
Um die Wende zum 20. Jahrhundert war eine Stadt wie Paris mit Fernzügen plötzlich ein gut erreichbares Ziel, und selbst New York lag dank Ozeandampfern nicht mehr in unwägbarer Ferne. Die Globalisierung machte auch vor der Musikszene nicht halt: So mancher junge Komponist konnte sein Glück in der Metropole versuchen und neben Sprache und Kultur auch in neue Musikstile eintauchen. Joseph Lauber, im luzernischen Ruswil geboren, studierte zunächst in Zürich, bevor es ihn nach Paris zog. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts siedelte er nach Genf über, wo er bald eine Professur am Konservatorium erhielt. Laubers Streichersuite «Les Automnales» entstand 1944 und zeichnet in vier bildstarken Sätzen das Leben im Herbst nach. In Genf studierten auch die Westschweizer Pierre Maurice und Ernest Bloch. Bloch verschlug es zunächst nach Paris, und bald noch viel weiter: Der Erfolg eines USA-Gastspiels liess ihn über den grossen Teich auswandern. 1941 liess er sich endgültig an der US-Westküste nieder, wo das Concerto grosso Nr. 2 entstand, dessen strenge barocke Form mit neuartigen Klangwelten gefüllt ist.
Während es europäische Komponisten in die USA zog, ging manch ein Amerikaner den umgekehrten Weg; denn wer in den 1920er-Jahren etwas werden wollte, musste in Paris bei Nadia Boulanger studiert haben. Auch der New Yorker Aaron Copland liess diesen Bildungsschritt nicht aus. Zurück in der Heimat machte er sich einen Namen als sinfonischer Jazzer, der – wie auch George Gershwin und Kurt Weill – scheinbar unvereinbare Musik zusammenbrachte. Mit ihrem Facettenreichtum und ihrer stilistischen Varianz ist die Klarinette die ideale Vermittlerin zwischen diesen musikalischen Welten, und so widmete Copland ihr eigenes Konzert. Solist in den Neujahrskonzerten des Swiss Orchestra ist der Zuger Klarinettist Reto Bieri, der u. a. in New York studiert hat und damit die schweizerisch-amerikanische Verbindung des Programms leibhaftig verkörpert.

Der Schweizer Klarinettist und Improvisator Reto Bieri ist seit über 20 Jahren als Solist und Kammermusiker unterwegs. Mit seinen ausgetüftelten und poetischen Themenabenden «à la DAVOS FESTIVAL» in Kooperation mit verschiedenen Kammerorchestern und in Zusammenarbeit mit langjährigen Kammermusikpartnern – allen voran mit der Violinistin Patricia Kopatchinskaja – sorgt er immer wieder für frischen Wind in der klassischen Musikszene. Reto Bieri ist als Musiker regelmässig zu Gast bei renommierten Orchestern, verschiedenen Festivals und bekannten Institutionen. Beim Münchner Kult-Label ECM erscheinen seine CD-Aufnahmen, zuletzt das hochgelobte Album «quasi morendo» zusammen mit dem meta4 Streichquartett aus Finnland.

Aufgewachsen ist Reto Bieri mit Schweizer Volksmusik. Nach wichtigen Erfahrungen als Tanzmusiker in Wirtshäusern und einer Ausbildung zum Grundschullehrer studierte er zunächst an den Musikhochschulen von Basel und Zürich, später dann an der berühmten Juilliard School of Music in New York. Wesentlich beeinflusst wurde er durch den Komponisten György Kurtág und die Begegnungen mit dem Schriftsteller Gerhard Meier, dem Musiker Eberhard Feltz und dem Clown Dimitri.

Von 2013 bis 2018 war Reto Bieri Intendant des DAVOS FESTIVAL – young artists in concert (CH). Von 2012 bis 2022 unterrichtete er als Professor für Kammermusik an der Hochschule für Musik in Würzburg (D). 2022 folgte der Ruf an die Hochschule für Musik und Theater München (D), wo er seitdem als Professor für Kammermusik tätig ist. Er lebt mit seiner Familie abgeschieden in den Schweizer Bergen im Berner Oberland.