Tour #3

Schatzkammer Schweizer Sinfonik

27. August – 16. Oktober 2021

Swiss Orchestra
Lena-Lisa Wüstendörfer, Leitung
Marie-Claude Chappuis, Mezzosopran

27.8.2021, Bern, Casino Bern
29.8.2021, Davos, Schweizerhof Morosani
4.9.2021, St. Gallen, Tonhalle
25.9.2021, Muri, Kloster Festsaal
16.10.2021, Zürich, Tonhalle

Konzertprogramm

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847)
Ouvertüre zu «Das Märchen von der schönen Melusine», op. 32

Joseph Joachim Raff (1822 Lachen – 1882)
Zwei Scenen, op. 199 sowie «Traumkönig und sein Lieb», op.66
für Singstimme und Orchester

Cavatina aus «Six Morceaux», op. 85 Nr. 3,
arrangiert für Violine und Orchester von Edmund Singer (1874)

Richard Wagner (1813 – 1883)
«Träume» aus den Wesendonck-Liedern, Fassung für Violine und Orchester, WWV 91B

August Walter (1821 – 1896 Basel)
Sinfonie in Es-Dur, op. 9

Die Schönheit der Schweiz hat nicht nur Dichter inspiriert, sondern auch zahlreiche Komponisten aus dem In- und Ausland. Wir stellen vier Tonschöpfer vor, die sich in der Schweiz begegnet sind und deren Biographien eng miteinander verwoben sind.

Der Konzertabend eröffnet mit Felix Mendelssohns Ouvertüre zum «Märchen von der schönen Melusine». Das 1833 als Geburtstagsgeschenk für seine Schwester Fanny entstandene Werk behandelt die Sage um die Meerjungfrau Melusine und zeigt den Komponisten auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Mendelssohn bereiste während seines Lebens gleich drei Mal die Schweiz. Von seinen Eltern bereits als 13-Jähriger mit der Deutschschweiz und Romandie bekannt gemacht, unternahm er 1831 auf eigene Faust eine ausgedehnte Wanderung von Vevey durch den Kanton Bern und die Innerschweiz nach St.Gallen. Von seiner Begeisterung für die Schweiz zeugen etwa Anklänge an Schweizer Volksthemen in zwei seiner Streichersinfonien.

1843 wurde Mendelssohn vom in Lachen (Kanton Schwyz) geborenen 22-jährigen Joachim Raff gebeten, dessen Kompositionen zu begutachten. Mendelssohn war von ihnen so angetan, dass er sie beim renommierten Verlag Breitkopf & Härtel empfahl, wo sie in der Folge erschienen. Raffs wohl populärstes Werk ist heute die Cavatina für Solo-Violine und Orchester. Die Orchesterlieder «Zwei Scenen» sowie «Traumkönig und sein Lieb», sind im Raffschen Oeuvre die einzigen grösseren Werke dieser Gattung und stellen wahre Trouvaillen dar. Laut dem Joachim Raff-Archiv kann davon ausgegangen werden, dass sie noch nie in der Schweiz aufgeführt wurden.

Mit Joachim Raff in reger Diskussion stand Richard Wagner, dessen in Zürich komponierte «Träume» aus den Wesendonck-Liedern nicht nur thematisch sondern auch kompositionshistorisch spannenden Hörvergleich zu Raffs Orchesterlied «Traumkönig und sein Lieb» bieten. Als politischer Flüchtling mit falschem Pass eingereist, liess Wagner sich – anfänglich in Zürich, dann in Luzern – für insgesamt mehr als 15 Jahre in der Schweiz nieder. Wie Mendelssohn kann auch Wagner als Zeuge der Anfänge eines alpinen Schweizer Tourismus gelten. Mit seinem Schwiegervater Franz Liszt erkundete Wagner auf zum Teil abenteuerliche Weise die damals noch kaum touristisch erschlossenen Berge. Wagners Bewunderung für die Schweizer Natur schlug sich nicht zuletzt auch darin nieder, dass ihm die Schweizer Berglandschaft als visuelle Inspirationsquelle einer Umgebung galt, in der er musikalisch die germanische Götterwelt verortete.

Der zweite Konzertteil führt nach Basel und präsentiert ein Schlüsselwerk von August Walter. Der 1821 in Stuttgart als Sohn eines Zuckerbäckers geborene Komponist und Dirigent August Walter kam als 25-Jähriger für ein Engagement als Dirigent nach Basel, welches ab diesem Zeitpunkt zu seinem Lebensmittelpunkt wurde. Im Basler Musikleben hochgeschätzt, wurde ihm 1884 «in Anerkennung seiner Leistungen auf dem Gebiete der Tonkunst in ehrenvoller Weise» das Basler Bürgerrecht verliehen. Obschon Walters Sinfonie in Es-Dur in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum kontinuierlich aufgeführt wurde und als eines seiner Hauptwerke gilt, ist sie heute gänzlich aus den Konzertsälen verschwunden. Eine weitere Entdeckung, die die Schatzkammer Schweizer Sinfonik bietet.

Marie-Claude Chappuis studierte Gesang am Konservatorium ihrer Heimatstadt Freiburg sowie an der Universität Mozarteum in Salzburg, wo ihr für ihre Virtuosität ein Sonderpreis verliehen wurde. Zunächst war sie Ensemble- mitglied am Tiroler Landestheater – damals geleitet von Brigitte Fassbaender – und eroberte sich von dort bald die renommiertesten Bühnen in Europa und Asien.

Zu den Meilensteinen ihrer Karriere zählen Produktionen wie etwa Idomeneo (Idamante), dirigiert und inszeniert von Nikolaus Harnoncourt in Graz und Zürich, L’incoronazione di Poppea (Ottavia) unter der Leitung von René Jacobs in Berlin und Brüssel, L’Etoile (Lazuli) unter der Leitung von John Eliot Gardiner in Zürich und Genf, Carmen in der Regie von Brigitte Fassbaender in Innsbruck, Cosi fan tutte (Dorabella) bei den Salzburger Festspielen, La Clemenza di Tito (Sesto) unter der Leitung von Alain Altinoglu in Baden-Baden und Luxemburg, Il Matrimonio Inaspettato, eine Rarität von Paisiello (Contessa), unter der Leitung von Riccardo Muti bei den Salzburger Festspielen, in Ravenna und in Piacenza, Die Fledermaus (Orlofsky) am Grand Théâtre in Genf und La Damnation de Faust (Marguerite) unter der Leitung von Sir Roger Norrington in Leipzig.

Auf dem Konzertpodium trat sie zuletzt mit Il Giardino Armonico und Giovanni Antonini (Arianna a Naxos von Haydn), mit dem Gewandhausorchester und Riccardo Chailly (Bachs Matthäuspassion), dem Mozarteumorchester Salzburg und Ivor Bolton (Mozarts c-moll-Messe) und mit dem New Japan Philharmonic und Ingo Metzmacher (Beethovens Missa Solemnis) auf.

Ihre umfangreiche Diskographie umfasst J.S. Bachs Matthäuspassion mit Riccardo Chailly (Decca), La Clemenza di Tito (Annio) mit René Jacobs (für einen Grammy Award nominiert, veröffentlicht von Harmonia Mundi), Idomeneo (Idamante) mit Nikolaus Harnoncourt (DVD in der Styriarte Festival Edition), die Brockes-Passion von Telemann (Prix du Midem 2009), Rameaus Pygmalion mit Les Talens Lyriques und Christophe Rousset (Aparte, 2017), Mozart Requiem mit dem Freiburger Barock- orchester und René Jacobs (Harmonia Mundi, 2017), ein Solo-Album zusammen mit dem Lautisten Luca Pianca (“Sous l’empire d’Amour”, Deutsche Harmonia Mundi, 2017), Beethoven 9. Symphonie unter Giovanni Antonini, Sony Classical 2018, « Au coeur des Alpes » Solo-Album mit Schweizer- Volksliedern, Sony Classical 2018.